Definition Crowdsourcing

Crowdsourcing: der Begriff und typische Beispiele

Crowdsourcing ist eine sprachliche Neubildung aus dem Englischen, die gerne mit Schwarmintelligenz übersetzt wird. Crowdsourcing beruht darauf, dass man Aufgaben (insbesondere im Bereich der Software-Entwicklung) nicht auf einen einzelnen oder auf eine hierarchisch strukturierte Gruppe überträgt, sondern an eine unbestimmte, informell zusammengesetzte, von Hierarchie freie Gruppe überträgt. Man geht davon aus, dass in dieser Gruppe eine Schwarmintelligenz wirksam wird, die darauf beruht, dass keine formelle Gliederung oder institutionelle Führung existiert.
Als bestes Beispiel für Crowdsourcing wird im Allgemeinen auf die Wikipedia verwiesen, wo jeder sofort an der Verbesserung eines Artikels mitarbeiten kann, wenn er sich dafür berufen führt. Macht er Fehler oder betreibt er Sabotage, dann führt die Schwarmintelligenz dazu, dass solches Verhalten sehr kurzfristig korrigiert und unwirksam gemacht wird. Weitere schöne Beispiele für Crowdsourcing finden sich im Video des Crowdsourcing-Experten Jeff Howe unter http://www.youtube.com/watch?v=F0-UtNg3ots. Howe macht auch deutlich, dass mittels Crowdsourcing eine revolutionäre Weiterentwicklung von Arbeit und Leben im Zeitalter des Internets folgen könnte. Unternehmen oder Institutionen, die auf die Potentiale der Schwarmintelligenz verzichten, könnten über kurz oder lang im Wettbewerb deutlich zurückfallen.

Crowdsourcing und Software-Entwicklung

Im Bereich der Software-Entwicklung ist Crowdsourcing inzwischen unverzichtbar geworden, da die Rückmeldung und Kritik der User und die Verbesserungsvorschläge weltweit vernetzter Programmierer einen Innovationsvorteil beinhaltet. Das sieht man weniger an den eher traditionell agierenden Unternehmen wie Microsoft oder Adobe, sondern eher an der Open-Source-Szene, die für die Entwicklung kostenloser Software und allgemein verfügbarer Internet-Dienstleistungen steht. Linux ist hier das bekannteste Produkt. Ohne zentrale Firmenchefs und ohne ausufernde Verwaltungsbürokratie wird laufend an der Weiterentwicklung und Verbesserung des kostenlosen Betriebssystems für Server und Einzelrechner gearbeitet, von tausenden Programmieren, die weltweit Teile ihrer Arbeitszeit dem Projekt aus Enthuiasmus zur Verfügung stellen.

Crowdsourcing: Von der Software-Entwicklung zum allgemeinen Phänomen

Crowdsourcing sorgt dafür, dass Produkte und Verfahren jedweder Art in Form einer offenen Ausschreibung vorangebracht werden. So fordert der Suchmaschinen-Betreiber Google seine User dazu auf, die Suchresultate zu bewerten, damit eine laufende Verbesserung des Suchalgorithmus zustande kommen kann. Generell lässt sich seit etwa Mitte dieses Jahrzehntes beobachten, dass Internet-Anbieter, die die Möglichkeiten des Mitmachens ihren Besuchern bieten, erfolgreicher agieren können. Dieser Trend wird gemeinhin als “Web 2.0-Entwicklung des Internets” bezeichnet und hat vollständig neue Kommunikations- und Interaktionsformen hervorgebracht. So gilt die sogenannte Blogosphäre teilweise als ernste Bedrohung für herkömmliche journalistische Medien.
Obwohl die meisten Blogger keinerlei journalistische Ausbildung haben, können sie trotzdem im Wettbewerb mit traditionellen Medien durch Schnelligkeit und Relevanz gewinnen, weil die neuen Publizisten die Schwarmintelligenz oder das Crowdsourcing aktivieren können. Schwerfällige Entscheidungsprozesse gibt es beim Bloggen genauso wenig, wie hierarchische Strukturen, wo man erst Korrespondenten aktivieren muss, wenn irgendwo in der Welt eine neue politische Krise entsteht. Die ersten, die über die Widerstände gegen manipulierte Wahlen im Iran berichteten, waren User vor Ort, die über ihre Handys zeitgleich zu den Demonstrationen die Infos im Microblogging-Dienst Twitter lieferten.

Crowdsourcing: zentrale Punkte des Begriffs

Der Begriff Crowdsourcing hebt besonders darauf ab, dass in einer nicht hierarchisch reglementierten Gruppe deren Intelligenz auf bessere Weise zum Ausdruck gebracht werden kann. Niemand muss einen Chef oder Vorgesetzten fragen, wenn er zum Linux-Betriebssystem eine neue Modulvariante beisteuern will. Wenn seine Idee gut ist, dann wird sie über eine der vielen Kommunikationsmöglichkeiten des Internets bekannt und von den “Bedürftigen” für diese Neuentwicklung begierig aufgegriffen. Diese sind dann motiviert, die Idee zu prüfen und zu verbessern. Auch sie fragen keinen Chef, wenn sie Kritik, Änderungen oder Verbesserung in die Software einbauen. Und niemand hält relevante Infos zurück, weil man spektakuläre Effekte auf der nächsten Quartalspressekonferenz braucht.
Der Unterschied zwischen normalem Outsourcing und Crowdsourcing ist, dass eine Aufgabe oder ein Problem an eine eher diffuse Öffentlichkeit delegiert wird. Damit tun sich natürlich Profit-Organisationen schwer, denn eine so entwickelte Problemlösung kann nicht mehr so ohne weiteres als Werkzeug zur privaten Profit-Maximierung eingesetzt werden. Crowdsourcing hat daher eher das Potenzial bei der Problemlösung von demokratischen Organisationen und Non-Profit-Unternehmen.

Crowdsourcing: Kritik und Probleme

Die ethischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Crowdsourcing sind Gegenstand umfassenden Debatten und treffen nicht überall auf Begeisterung. So profilierte sich beispielsweise Douglas Rushkoff als Kritiker des Crowdsourcing, als er in einen Wired-Interview auch auf viele problematische Aspekte einging. So sind Anwender von Crowdsourcing-Software damit überfordert, wenn sie im Internet nach Möglichkeiten zum Support oder Fehlerbehebung suchen müssen, weil die Software nicht so funktioniert wie versprochen. Traditionelle Softwarefirmen punkten dann mit einem schnellen und flexiblen Support und sind auch regresspflichtig, wenn die Software nicht das leistet, was sie versprochen haben. Sogar der Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales lässt häufig kritische Äußerungen über das Projekt fallen, weil hier keine zureichenden Verfahren der Qualitätskontrolle vorliegen. Insbesondere bei Wikipedia-Artikeln, die nicht so stark beachtet werden, sind schon mal fehlerhafte oder interessengesteuerte Infos zu finden und fehlt es oft an den notwendigen Referenzquellen.

Fazit zum Crowdsourcing

Trotz dieser Bedenken könnte sich Crowdsourcing in den nächsten Jahren weiter zum Megatrend in der Webentwicklung und der Kommunikations-Nutzung entwickeln, denn in einen offenen Prozess der Verbesserung der Produkte können Fehler schneller erkannt und beseitigt werden. Traditionell orientiere Firmen werden sich überlegen müssen, wie sie diesen Trend nutzen können, um nicht ihre Markt- und Machtposition zu verlieren.

4 Kommentare zu “Definition Crowdsourcing”

  1. Energie Jobs am 21.01.2010 um 14:38 Uhr 

    Crowdsourcing ist auf alle Fälle im Kommen, gerade wenn man davon ausgeht, dass die Leute heutzutage mehrere Jobs hat.

  2. Michael am 04.03.2010 um 15:37 Uhr 

    Crowdsourcing funktioniert besonders gut im Designbereich, als Beispiel sei http://www.designenlassen.de genannt.

  3. Terese am 02.04.2010 um 00:45 Uhr 

    Ich habs schon mal ausprobiert – von beiden Seiten. Ich war nicht besonders zufrieden mit der Arbeit die ich bekommen habe, und es ist sehr schwer gewesen an wirklich gute Aufträge zu kommen. Gelungen würde ich die ganze Sache dennoch nennen! :-)

  4. Jonathan Gebauer am 16.05.2011 um 12:24 Uhr 

    Crowdsourcing ist auf jeden Fall ein sehr aktueller Trend, der sich auch fortsetzen wird. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit sehr stark damit, auf unserem Blog finden sich einige weitere, teilweise sehr ungewöhnliche Beispiele.
    http://www.go-crowdsourcing.com/
    Jonathan Gebauer´s last blog ..UnserAller – Produkte für Dich- mich und die Crowd durch Open InnovationMy ComLuv Profile

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